Die Wurzeln der Grundschule Brachttal

Die Idee, die kleinen Schulen in den Ortsteilen Schlierbach, Neuenschmidten und Hellstein aufzulösen und eine große „Zentralschule“ zu bauen, nahm im April 1957 festere Konturen an, die in einem Zeitungsartikel der „Neuen Presse“ mit dem Titel „Fünfklassige Anstalt für Schlierbach, Hellstein und Neuenschmidten“ veröffentlicht wurde. Die einklassigen Schulen waren in einem schlechten Zustand und so einigte man sich in den drei Gemeinden schnell auf die Gründung eines Zweckverbandes. Mit der Auswahl des Grundstückes zwischen Schlierbach und Neuenschmidten wurde die letzte Baulücke zwischen den beiden Dörfern geschlossen.

Zur Finanzierung des Schulbaus schafften die Gemeinden die Wasserpauschale für die Haushalte ab und ersetzte sie durch die Abrechnung des Wasserverbrauchs mit Hilfe neu eingebauter Wasseruhren. Der Wasserverbrauch ging zwar danach um ein Drittel zurück, aber die Gemeinde hatte eine einträgliche Einnahmequelle. Überliefert ist dazu in der Chronik der Grundschule Brachttal ein Ausspruch des damaligen Bürgermeister Wegner:“ Es wäscht sich deshalb niemand seltener, ein Eimer Wasser kostet nur drei Pfennige. Es stellt aber auch niemand mehr frühmorgens bereits eine Flasche Bier unter den laufenden Wasserhahn, nur um abends einen kühlen Trunk tun zu können.“

Nach der Zusage des Landes Hessen zur Finanzierung von etwa 70 % der Baukosten (ca. 450.000 Mark) und der Zuwendung des Kreises mit 30.000 Mark begannen 1958 die Baumaßnahmen. Am 12. Januar 1961 konnte die neue „Zentralschule“ wie sie damals hieß, eingeweiht werden. Den anfänglich 193 Schülern und Schülerinnen der Klassen eins bis acht aus Schlierbach (99), Neuenschmidten (59) und Hellstein (35) standen sechs Klassenzimmer, zwei Mehrzweckräume, ein separates Toilettenhaus und eine Turnhalle zur Verfügung. Die Mehrzweckräume waren als Lehrküche und Werkraum ausgebaut, wo zunächst nur die Mädchen kochen lernten und die Jungen den Umgang mit Werkzeugen. Erst einige Jahre später änderte sich diese strenge Einteilung in Mädchen und Jungen.

In einem besonderen Verwaltungsgebäude wurden Schulleiterzimmer, Lehrerzimmer, Lehrmittelraum und ein Bücherzimmer untergebracht. Der Schulleiter, Herr Knauf, erhielt eine Dienstwohnung neben der Turnhalle mit fünf Zimmern, Bad und Küche. In dieser ehemaligen Dienstwohnung ist heute die (in 2020 erweiterte) Verwaltung zu finden, während das alte Verwaltungsgebäude zu Jungen- und Mädchentoiletten sowie einem Wirtschaftsraum (Milchräumchen) umgebaut wurde. Das alte Toilettenhäuschen – ehemals neben dem Altbau rechts – wurde zwischenzeitlich abgerissen.
Die Lehrkräfte der ersten Stunde waren Wilhelm Conz, Frau Hühn (technische Lehrerin), Hans Kasper, Wilhelm Kern, Frau Lohrey (Strickfrau), Frau Schäfer und Franz Weckwerth. Pfarrer Bauer erteilte den katholischen Religionsunterricht und Friedrich Schmidt sorgte als Hausmeister für die Schulgebäude und das Schulgelände.

Einen Zuwachs der Schülerzahl verzeichnete man bereits im März 1961 als 13 Schüler und Schülerinnen am Ende des 8. Schuljahres entlassen und 32 Schulanfänger aufgenommen wurden. Damals endete das Schuljahr noch Ende März und nicht Ende Juli wie heutzutage.

Im Unterschied zu heute kam zudem der Schulzahnarzt noch in die Schule und prüfte die Zahngesundheit der Kinder, es gab eine Pockenimpfung samt „Impfnachschau“ und einen Vortrag von Dr. Timphans über „Moderne Krebsprobleme“.

Die Schule entwickelte sich, die Schülerzahlen stiegen beständig an – vielleicht rascher als man gedacht hatte. So wurden die Räumlichkeiten zu klein und 1966 wurde hinter dem Toilettengebäude ein Pavillon gebaut, der zwei Klassen aufnehmen konnte. Am 11. Oktober konnte er bezogen werden. So wurden beispielsweise am 15. Februar 1967 276 Schüler und Schülerinnen unterrichtet, 1970 waren es bereits 311. Zudem entwickelte sich die Schule nach und nach von einer Schule mit Primar- und Sekundarstufe zu einer reinen Grundschule, mit Schülern nicht nur der drei Talgemeinden, sondern auch aus Streitberg, Spielberg, Waldensberg, Wittgenborn und Leisenwald. 1970/71 gab es noch Klassen in den Jahrgängen eins bis sechs (310 Schüler/innen), zu Beginn des Schuljahres 1972/73 wurden zehn Klassen mit 329 Kindern in vier Jahrgängen unterrichtet.

„Neuenschlierstein“ konnte sich Anfang 1970 als Vorschlag für den Zusammenschluss der drei Gemeinden Schlierbach, Neuenschmidten und Hellstein nicht durchsetzen. Stattdessen wurde der Name „Brachttal“ gewählt mit dem gemeinschaftlichen Bürgermeister Helmut Wegner. Zu den drei genannten Orten kamen Ende 1970 die Ortsteile Spielberg, Streitberg hinzu. Udenhain wurde erst 1974 in die Brachttaler Ortsgruppe eingemeindet, weshalb die dort wohnenden Kinder nicht der Grundschule Brachttal zugewiesen wurden, sondern in der Grundschule Birstein verblieben.

Nicht nur mit dem Lehrermangel, auch mit fehlenden Räumen hatte die Grundschule Brachttal – wie sie jetzt hieß – in den folgenden Jahren zu kämpfen. Da landesweit zudem  mit spitzen Stiften gerechnet wurden, kamen und gingen Lehrkräfte aus dem nahen und weiteren Umfeld mit Abordnungen oder befristeten Tarifverträgen in Teilzeit. Der Raumnot wurde mit der Planung und dem Bau eines Neubaus ab 1989 (Einweihung im November 1990) abgeholfen. Parallel dazu wurde der Pavillon (hinter dem jetzigen Toilettengebäude) und das alte Toilettengebäude neben dem Altbau abgerissen. Es hatte sich herausgestellt, dass der Pavillon Asbest-belastet war. Im damaligen Verwaltungsgebäude richtete man Toiletten für Mädchen und Jungen sowie eine Behindertentoilette und einen separater Raum (Milchstübchen) ein. Die Verwaltung zog samt Lehrerzimmer in die alte Rektorenwohnung um, wo sie noch heute zu finden ist.

Aufgrund weiter steigenden Schülerzahlen erhielt die Schule 2003 einen zweiklassigen Pavillon. Heute beherbergt er die Schülerbibliothek und den Musikraum.

Der „Förderverein der Freunde und Förderer der Grundschule Brachttal“ wurde Anfang Dezember 1991 von interessierten Eltern gegründet. Das Logo entwarfen Kinder des zweiten Schuljahres. Im Schuljahr 1999/2000 kaufte die Gemeinde das Gelände unterhalb der Schule samt ehemaligem Postgebäude, so dass der Förderverein nach Umbau der Räume ab Juli 2001 eine Betreuung für Schüler und Schülerinnen vor und nach dem Unterricht von 7:30 Uhr bis 13:30 Uhr einrichten konnte.

1993 wurde eine neue Schulzeitung aus der Taufe gehoben. Sie war das Produkt einer vorangegangenen Projektwoche und erhielt den Namen „Regenbogen“. Zwei Jahre später stand das Schulgelände im Mittelpunkt einer Projektwoche und wurde mit Bemalungen interessant und spielanregend gestaltet. Die Bemalungen ergänzten die Neugestaltung des gesamten Pausengeländes mit neuen Spiel-, Sport- und Bewegungsgeräten wie einer Klettertreppe, einer Wackelbrücke, einem „Klettersteig“ mit Tau, einem Balancierbalken, einem Kletter- und Kriechrohr, einer Sitz- und Kletterlibelle und in den folgenden Jahren einem Klettergerüst, einer Rutsche und einigem mehr. Diese Bereicherungen für Pause und Unterricht wurden durch den großartigen Einsatz von Eltern möglich.

Seit 2008 ist die Grundschule Brachttal als „Musikalische Grundschule“ zertifiziert. Wir alle musizieren in mehr Fächern zu mehr Gelegenheiten, bieten einige musikalische Arbeitsgemeinschaften an und haben seitdem etliche musikalische Projekte durchgeführt. Letztes Beispiel ist das Musical „Wakatanka“, das die Musical-AG unter der Leitung unserer Musikkoordinatorin Haike Born in Zusammenarbeit mit dem Musikverein Brachttal eingeübt und zweimal in der Heinrich-Heldmann Halle in Wächtersbach zur Aufführung gebracht hat.

Per Gesamtkonferenz haben wir beschlossen uns weiter als Musikalische Grundschule zertifizieren zu lassen, es geht also musikalisch in die Zukunft.


Verabschiedung unseres Hausmeisters Gerhard Grauel

Im Dezember 2014 wurde unser langjähriger und sehr engagierter Hausmeister Gerhard Grauel in den Ruhestand versetzt.

Verabschiedung Gerhard Grauel
Auch ehemalige Kollegen nahmen an der Abschiedfeier teil.
Verabschiedung Gerhard Grauel
Alle Kinder konnten sich aus einem vollen Schubkarren ein süßes Abschiedsgeschenk holen
Verabschiedung Gerhard Grauel
Es war eine rundum gelungene, gesungene und kulinarisch-köstliche Verabschiedung.
Wir sind ihm sehr dankbar für seine engagierte kompetente Arbeit